Kirche in Hohenstadt

Immer wieder hat man versucht, auf Grund alter Unterlagen und Zeitzeugen, die Geschichte Wimpfens und seiner Filialgemeinden nachzuvollziehen. Das war für Hohenstadt besonders schwierig, weil in älteren Zeiten in so kleinen Dörfern niemand war, der etwas zuverlässig aufschrieb und in den Wirren der Kriege, besonders des 30-Jährigen, vieles verloren ging.

Einige dieser Geschichtsforscher wie Dekan Stockhausen 1857, Frohnhäuser 1870, Dr. Georg Schäfer 1898 und Pfr. Otto Scriba 1919 und 1924, haben sich viel Mühe gegeben und für unsere Heimat verdient gemacht.

Dank solcher Nachforschungen in alten Schriften und teilweise noch vorhandener Zeitzeugen kann man heute sagen, dass die Hohenstädter Kirche um 1480, inmitten des damaligen Friedhofes, auf den Grundmauern einer schon früher bestehenden und baufällig gewordenen Kapelle erbaut worden ist. Diese Kapelle wurde bereits in einer alten Schenkungsurkunde des Domprobstes Niebelungus von Worms an das Domstift daselbst im Jahre 1234 genannt. Die alte und die neuere Kirche waren beide der hl. Walpurgis geweiht.

Die Hohenstädter Kirche war seit ihrer frühesten Zeit Filialkirche der Wimpfener Liebfrauen-Kirche (Ev. Stadtkirche) und wurde stets von den Geistlichen der Stadt betreut. Jedoch nach über 50-jähr. Verlangen, löste man 1860 Hohenstadt aus dem Filialverband der Wimpfener Kirche und erhob es zu einer selbständigen Pfarrei unter der Betreuung des jeweiligen zweiten Pfarrers. (Dazu gehörte auch das Filial Helmhof.) Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten in der Landeskirche, aber auch der immer geringer werdenden Beteiligung (zwischen 2 und 10 Mitfeiernde) am - seit 1996 nur noch vierzehntägig gefeierten - Gottesdienst in Hohenstadt, wird vom Kirchenbezirk ein Anschluss an Bad Wimpfen diskutiert, von den Hohenstädtern aber bisher noch abgelehnt.

Von der um 1480 erbauten Kirche ist eigentlich nur noch der Chor und Vorchor der ursprünglichen Bauweise erhalten. An der äußeren Südseite lassen noch vorhandene Mauerreste auf einen früheren Anbau schließen. (Sakristei??)

Das Langhaus der Kirche wurde in nachfolgender Zeit mehrmals verändert, umgebaut und renoviert, worauf die verschiedenen Jahreszahlen wie 1592 an der Südseite, 1616 an der Nordseite und 1799 über der Eingangstür der Kirche, sowie 1616 über dem Eingangsportal der Umfriedungsmauer, beweisen. (1799 mit der Inschrift "SOLI DEO GLORIA" - Gott allein die Ehre).

Bei diesen Umbauten wurden auch die spitzbogigen Fenster aus spätgotischer Zeit verändert. Die Kirche ist heute 20m lang und 7m breit. Der Turm wird in seiner heutigen Gestalt und Form auf das Jahr 1592, jedoch als Fachwerkbau mit Eichenholzbalken zurückgeführt. 1878 wurde der Turm ganz mit Schiefer eingedeckt, das Fachwerk verschwand. Nach erneuter Turmrenovierung 1915 hat dieser seine jetzige Form erhalten, damals wurde die tragenden Teile des Turmgebälk in Eichenholz ausgeführt. 1977 wurden verschiedene kleinere Maßnahmen am Turm durchgeführt. Der Hahn vergoldet, der Giebel gestrichen etc., das vorhandene Zifferblatt entfernt, da nicht mehr funktionsfähig, schadhafte Schieferplatten ausgewechselt.

Im Jahre 1999 entdeckte man, dass in der unzugänglichen Glocke des Turmes Schäden sind, verursacht durch Holzwurm und Feuchtigkeit aufgrund von unsauberen Stößen; grundsätzliche Konstruktionsmängeln z.B. Kanten, an denen Wasser aufstand und Hagelschaden vom Unwetter am 22.07.1995. In einer aufwendigen Aktion wurde die Turmglocke am 30.06.00 von der Firma Pflugfelder, Bad Wimpfen, abgenommen. Die Schäden entpuppten sich dann als so gravierend, dass nur noch einige wenige der alten Eichenbalken im Inneren der Glocke wiederverwendet werden konnten. Auf Drängen der Kirchengemeinde gegenüber dem Denkmalamt wurde erlaubt, die kaputten Holzteile durch Leimbinderholz zu ersetzen, da dieses Holz weniger arbeitet und in der unzugänglichen Glocke Nachspannungsarbeiten unmöglich wären. Am 09.11.00 wurde die erneuerte und konstruktiv verbesserte Turmglocke wieder aufgesetzt. Von den ca. 146.000 DM Kosten tragen 30% die Landeskirche Württemberg, 15% der Kirchenbezirk Heilbronn, 28.000 DM bezahlt die Hagelversicherung. Die kleine Kirchengemeinde Hohenstadt mit derzeit 167 Gemeindegliedern trägt an dem Rest schwer. Zumal im letzen Jahr die Orgel renoviert wurde. Doch durch verschiedene Aktionen und erfreuliche Spendenbereitschaft wird wohl doch alles ohne Schulden bezahlt werden können.

Bei den jeweiligen Umbauten wurde auch der Innenraum und besonders das Langhaus mehrmals verändert, z.B. 1799, wo man vom Bau dürftiger Emporen spricht. Dabei wurde die alte Balkeneindeckung durch eine Flachdecke mit vergrößerter Deckenkehle auf hohem Simszug ersetzt. Von der zweiten großen Innenrenovierung 1896 stammt die heutige Empore, die Kanzel und wahrscheinlich auch das Gestühl. Dabei wurde die Orgel aus dem Chor entfernt und auf der Empore aufgestellt. Das Aufstellen der Orgel machte es notwendig, die immer noch zu niedrige Decke ganz herauszunehmen, bedeutend höher in den Dachstuhl zu verlegen und mit Holz zu verkleiden, so wie sie heute noch vorhanden ist. (Kostenaufwand damals: DM 3.311,54).

Wann die Orgel erstmals angeschafft wurde, (vermutlich 1848), ist nicht mehr festzustellen. 1912 wurde sie völlig umgebaut, 1917 ihre Prospektpfeifen zu Kriegszwecken gegeben, jedoch 1919 wieder ersetzt. Die Orgel wurde 1999 durch Orgelbauer Michael Mauch, Leonberg, für 27.886,40 DM unter sorgfältiger Erhaltung des alten Bestands renoviert. Dabei wurde das in den fünfziger Jahren eingebaute Register Quinte 1 1/3 durch ein Salicional 8' ersetzt, da einige alte Pfeifen auf dem Dachboden diesen früheren Zustand belegten, ebenso ein stärkerer Motor eingebaut.

1917 fiel die größere der 1882 umgegossenen Glocken dem Krieg zum Opfer. 1952 wurde von Glockengießer Bachert eine neue große Glocke gegossen. 1919 wurde die Kirche elektrisch beleuchtet.

Der älteste und schönste Teil ist jedoch der Chor mit seinem sechsteiligen Sterngewölbe, sowie der Vorchor mit Kreuzgewölbe, vom Langhaus durch einen Triumphbogen getrennt.

An seiner Nordwand befand sich früher ein Wasserbecken, wo man das Messgeschirr reinigte. Der Ablauf davon ist an der Außenwand heute noch sichtbar. Der Verbleib des früheren steinernen Taufbeckens auf reich verziertem Steinsockel (Höhe 70 cm, Breite 63 cm), sowie dem künstlerisch ornamentierten holzgeschnitzten Stützpfeiler der früheren Kanzel, beide spätgotische Handwerksarbeit, ist nicht mehr festzustellen. Der Stützpfeiler könnte sich jedoch heute noch hinter der Sockelverkleidung der Kanzel befinden. In einem Fenster der Südseite des Langhauses waren früher zwei Rundscheiben von 25 cm Durchmesser eingelassen, die man 1896 beim Umbau in die beiden Fenster des Vorchors einarbeitete. Sie sagen uns die Namen der jeweiligen Bürgermeister aus den Jahren 1552 Jacob Haug und 1555 Hans Kremmer mit ihren Familienwappen. Diese Rundscheiben hatten vermutlich früher ihren Platz in den Fenstern der alten Patrizierhäuser und wurden möglicherweise 1592, als das Langhaus neue Fenster bekam, von den Nachfahren dieser Familien, der Kirche gestiftet. Nach den Worten eines Chronisten war die Hohenstädter Bevölkerung überhaupt immer wieder sehr spendenfreudig, wenn es darum ging, ihre schöne und alte Kirche zu erhalten. 1994 wurde die Kirche innen und außen grundlegend (wegen Geldmangel ohne den Turm) renoviert. Auf der Nordseite wurde dabei eine Drainage gelegt, um die große Feuchtigkeit in der Kirche zu mindern.

Wir haben in gesellschaftlich wohlhabenden und sicheren Zeiten versucht durch besonders gute Qualität unserer durchgeführten Arbeiten langfristig die Zukunft der Kirche in Hohenstadt als einen Ort, an dem die befreiende Nachricht von Jesus Christus verkündet und gefeiert wird, zu erhalten. Euch, die Ihr diese Nachricht einmal lest, möge, so Ihr dies fortsetzt, Euer Werk auch mit Gottes Segen gelingen.

(Verfasst von Helmut Ebert, (1994 n. Chr.) früherer 2. Vorsitzender des Kirchengemeinderat Hohenstadt, (gestorben 2002 n. Chr.), mit Ergänzungen von Pfr. J. Schlecht 10.11.2000; offizielle Umrechung zum 1.1.2002: 1 EURO = 1,95583 DM)